mit dem kurdischen Journalisten Nedim Türfent
Veranstaltung am Samstag, den 12.10.2024
in der vhs Füssen, Kaiser-Maximilian-Platz 1
(Eingang Rückseite) großer Saal, 1. Obergeschoss, 18.30- 20 Uhr.
Nedim Türfent wurde Ende 2022 nach mehr als sechs Jahren aus der türkischen Haft entlassen.
Die Gruppe in Füssen hat sich über zwei Jahre im Rahmen der Fallarbeit für ihn eingesetzt und stand auch während der Haft mit ihm in Kontakt.
Der junge Journalist wird über seine Arbeit, seine Festnahme und seine Zeit im Gefängnis berichten.
Außerdem trägt er Gedichte aus seinem Buch „Hinter Mauern“ vor.
Als Korrespondent für eine Nachrichtenagentur in der Ost-Türkei hatte Nedim Türfent aus den abgelegenen türkischen Städten an der Grenze zu Syrien berichtet. 2015 veröffentlichte der damals 25-Jährige einen Beitrag mit Video über ein Sondereinsatzteam der türkischen Polizei. Zwar erhielt er für diese Berichterstattung eine Journalistenauszeichnung, aber auch einige Morddrohungen. 2016 wurde er festgenommen und nach langer U-Haft Ende 2017 wegen ‘Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation’ zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und neun Monaten verurteilt. Die meisten Zeugen gaben später an, ihre Aussagen unter Druck getätigt zu haben.
Im Hochsicherheitsgefängnis im osttürkischen Van saß Türfent lange in Einzelhaft in einer winzigen Zelle – sogar Blickkontakt mit den Zellennachbarn war ihm untersagt. Erst auf Druck seines Anwalts erhielt er schließlich Hofgang, konnte alle zwei Wochen einen Anruf tätigen und alle zwei Monate Besuch empfangen. Im Zuge der Pandemie verschlechterten sich die Haftbedingungen noch einmal deutlich. Während viele Häftlinge vorzeitig entlassen wurden, blieben die politischen Gefangenen weiter inhaftiert.
Auch während seiner Zeit im Gefängnis hat Nedim Türfent weiter geschrieben. Einige seiner Texte wurden in Deutschland in der TAZ veröffentlicht. Die Schriftstellervereinigung PEN ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Aktuell ist der Journalist in Gießen dank eines einjährigen Stipendiums des Vereins „gefangenes Wort“.