Der junge kurdische Journalist aus der Türkei ist gerade nach mehr als sechs Jahren aus der Haft entlassen worden. Gemeinsam mit vielen anderen, die sich für Menschenrechte einsetzen, hatte auch die Amnesty-Gruppe Lechtal (Füssen-Schongau) Nedim Türfent während seiner langen Haftzeit unterstützt. Neben einer intensiven Korrespondenz ins Gefängnis haben wir öffentlich auf das Schicksal des jungen Journalisten aufmerksam gemacht und Briefe geschrieben, um die Freilassung des jungen, gewaltlosen kurdischen Journalisten und Dichters zu erwirken.
Als Korrespondent für eine Nachrichtenagentur in der Ost-Türkei hatte es Nedim Türfent sich zur Aufgabe gemacht, aus den abgelegenen türkischen Städten an der Grenze zu Syrien zu berichten. Nachdem er 2015 ein Video über ein Sondereinsatzteam der türkischen Polizei veröffentlicht hatte, erhielt er für diese Berichterstattung zwar eine Journalistenauszeichnung, aber auch einige Morddrohungen. Schließlich wurde er festgenommen und im Dezember 2017 wegen Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und neun Monaten verurteilt. Das Urteil wurde 2019 vom Obersten Gerichtshof der Türkei bestätigt.
Im Hochsicherheitsgefängnis im osttürkischen Van befand sich Nedim Türfent lange in Einzelhaft in einer winzigen Zelle – sogar Blickkontakt mit den Zellennachbarn war ihm untersagt. „Jetzt sitze ich in einem winzig kleinen Raum, mit Vorhängen aus Beton und Stahl … Und natürlich ist es schwer für einen Menschen, die besten Jahre seines Lebens hinter Gittern zu verbringen. Diese Lebensphase ist das, was die Poeten den ‚Frühling‘ nennen und es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass ich hier bin. Aber am Ende bin ich nur ein kleiner Ausschnitt in dem riesigen Bild der Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, die sich hier abspielt. Egal über welche Mauer man hier auch schaut, dahinter steckt alles bis zu den Knien in Ungerechtigkeit.“
Erst auf Druck seines Anwalts erhielt er schließlich Hofgang, konnte alle zwei Wochen einen Anruf tätigen und alle zwei Monate Besuch empfangen. Im Zuge der Pandemie verschlechterten sich die Haftbedingungen noch einmal deutlich. Während viele Häftlinge vorzeitig entlassen wurden, blieben die politischen Gefangenen jedoch weiter inhaftiert.
Auch während seiner Zeit im Gefängnis hat Nedim Türfent weiter geschrieben. Einige seiner Texte wurden in Deutschland in der TAZ veröffentlicht. In dieser Zeit wurde er zum Ehrenmitglied der Schriftstellervereinigung PEN ernannt. Im Gefängnis hat Nedim Türfent auch Gedichte geschrieben. Eine Sammlung – ergänzt um Texte von Weggefährten, die über Nedims Leben, Arbeit und Gefangenschaft erzählen -, ist nun in einem Buch erschienen:
Nedim Türfent: Über Mauern. Gedichte und Texte eines Journalisten im Gefängnis – eine Sammlung (Hg. Bernadette Ronnes, Cornelia Rohr, et al., Köln, September 2022 ISBN 9783926327994). Erhältlich ist das Buch über den Buchhandel oder bei den Herausgeberinnen direkt (freejournalists@t-online.de). Sie behalten nur einen Teil für die Druckkosten, der Rest soll an Nedim gehen.
Die Amnestygruppe Lechtal freut sich sehr über die Freilassung von Nedim Türfent.